Sicher erinnert ihr euch noch an die Katastrophe, die Hurrikan Katrina im August 2005 im Südosten der USA anrichtete. Als ich "Hurricane" zum ersten Mal hörte auf dem grandiosen Album "Top Hat Crown & the Clapmaster's Son" (übrigens eines der schönsten Albumcover, die ich kenne...), dachte ich sofort: wow, was haben die Jungs da einen genialen Wurf gelandet - und sicher geht's um Katrina. 

Beides falsch...der Song stammt eigentlich von drei Songwritern, die ihn für Levon Helm geschrieben haben. Der wiederum wurde bekannt als Drummer und Leadsänger von THE BAND, der grandiosen Supergroup der 70er, die auch für Bob Dylan aktiv war. Helms Aufnahme von "Hurricane" ist deutlich funkyer und country-mäßiger. Die Heathens machten daraus ein sehr bluesiges, "süffig" und schwer klingendes Klagelied - was dem Songtext besser gerecht wird. Darin gehts um einen alten Mann, der Whiskey trinkend im "Quarter", also im berühmtesten Stadtteil von New Orleans sitzt und ganz gelassen auf die aufkommende Flut-Panik reagiert. Der Refrain beschreibt die Coolness des "Eingeborenen", der die Natur um sich herum genau kennt und schon alles gesehen hat: 

I was born in the rain on the Ponchatrain,
underneath the Louisiana moon.
I don't mind the strain of a hurricane,
they come around every June.
The high black water, the devil's daughter,
she's hard, she's cold and she's mean.
But nobody taught her: it takes a lot of water
to wash away New Orleans.

Der Ponchatrain ist der große See, an dessen Südseite New Orleans liegt. Und die Dickfelligkeit, mit der die alteingesessene Bevölkerung jede noch so große Sturmkatastrophe übersteht, zeigte sich auch 2005 bei Katrina wieder. New Orleans wurde schwer getroffen, rund 1800 Menschen starben - aber die Stadt überlebte. Ähnlich wie die Bürger von New York zeigten auch die von New Orleans einen ungeheuren Kampfgeist und Überlebenswillen.
In dem Song geht es natürlich auch um die besserwisserischen "Nordstaatler", die mit Rezepten ankommen, was zu tun sei - und doch viel weniger als der alte Mann wissen, wie sich die Stürme in der Region auswirken. Also, Leute: hört auf die alten Männer und Frauen. Die wissen schon was sie tun.

Und nun zum Genießen, Anhören und Anschauen, eine großartige Live-Version von "Hurricane":